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Anfänge der Industrie-Ära in Deutschland: Geschichtszeugnisse im VBKI-Bücherbestand

Die historische Handbibliothek des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller e.V. (VBKI) ist ein wichtiges Zeugnis Berliner Industriekultur. Die dem bereits 1879 im Zuge der in Berlin stark wachsenden Wirtschaft gegründeten Verein angehörigen Kaufleute und Industriellen traten damals schon mit der Festlegung eines Ehrenkodex für die Erhaltung menschlicher Werte als grundlegende Notwendigkeit wirtschaftlichen Handelns ein. Seitdem gehört es zum Selbstverständnis des VBKI, sich mit Fragen der Wirtschaftsethik zu befassen. Die heute auf der Website des Vereins zu findenden „Leitsätze ehrbarer Kaufleute“ sollen das Wirtschaftshandeln auch in Zukunft auf ethische Grundlagen stellen.

In diesem Zusammenhang wird ein besonderes Buch des Bestandes interessant. Nur mit dem einfachen Titel „Industrielle“ versehen, zeigt es Unternehmensporträts und erläutert in kurzen Darstellungen das Wirken der Unternehmer und Kaufleute. Mit dem Untertitel „Vertreter Deutscher Arbeit in Wort und Bild“ versehen schildert es eine Ära des Aufbruchs und der aufkommenden Industrie in Deutschland, die in vielen Bereichen so weitreichende Veränderungen bewirkte. So begann die Elektrifizierung der Haushalte und Fabrikhallen, das Verkehrswesen befand sich durch den aufkommenden Luftverkehr in bedeutendem Umbruch und es gab wohl kaum einen Tag, an dem nicht in irgendeiner Werkstatt eine neue Erfindung gemacht wurde – insbesondere im Maschinenbau und in der Elektrotechnik. Häufig wurden daraus auch Firmen mit Weltgeltung, durch Kriegs- und Friedenszeiten hindurch und mit vielerorts dramatischen Familiengeschichten. Ein weiteres erwähnenswertes Werk in diesem Bestand ist das Buch „Berlin und seine Bauten“ von 1896, das in ebenfalls eindrucksvoller Weise den Aufstieg Berlins im städtebaulichen Sinne dokumentiert.

Der Bücherbestand wurde dem BBWA 2014 zusammen mit historischen Unterlagen des VBKI über Präsidiumssitzungen und Mitgliederversammlungen und weiteren Geschäftsunterlagen aus den Nachkriegsjahrzehnten (1948–1979) übergeben. Er umfasst etwa 500 Bücher und Zeitschriften, bunt gemischt vom Geschäftsbericht zur Wirtschaftsliteratur. Zu ihm gehören auch die „Mitteilungen“ des VBKI, angefangen vom Jahr 1950 bis zum April 1965, sowie der „VBKI-Spiegel“ als modernere Variante. Außerdem sind Adressbücher und das Bundesfirmenregister vorhanden, die damals in einer wirtschaftlichen Handbibliothek nicht fehlen durften. Bücher und historische Unterlagen wurden nicht getrennt.

Mit der Übernahme dieser Unterlagen sorgen der VBKI und das Wirtschaftsarchiv gemeinsam dafür, dass die Überlieferung dieser bedeutenden Berliner Vereinigung dauerhaft gesichert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden wird. Sie steht zur Nutzung bereit.